Design aus Leidenschaft: Kathleen Kolibius-König und ihr Ehemann Sascha König.
Sockenfabrik wird zur Bildermanufaktur
Die Kunstunternehmerin Kathleen Kolibius-König hat mit Kreativität den Strukturwandel im Erzgebirge vorangetrieben.
Ein Besuch in den Räumen der Firma Lana KK ist ein kleines Abenteuer. Die Inhaberin Kathleen Kolibius-König bezeichnet ihr Unternehmen in ihrer Imagebroschüre als „Art Edelboutique“. Davon ist erst einmal weit und breit nichts zu sehen. Im Hinterhof einer früheren Strumpffabrik im erzgebirgischen Geyer weist nur ein kleines Klingelschild neben einer massiven Stahltür auf den Firmensitz hin. In einem Lastenaufzug mit eisernem Scherengitter geht es hinauf in den vierten Stock des Industriegebäudes. Und dann die Überraschung: Wo früher die Textilmaschinen ratterten, entstehen jetzt Bilder mit ästhetischen Motiven und faszinierenden Farben. Von hochwertigen Leinwandbildern über Glasbilder bis hin zur Designtapete reicht das Programm der Manufaktur mit 15 Mitarbeitern. Es ist ein Strukturwandel der besonders kreativen Art.
Kathleen Kolibius-König hat mit ein paar gesparten Euro nach ihrer Lehre zur gestaltungstechnischen Assistentin 2004 das Unternehmen Lana KK gegründet. Damals – mit 21 Jahren – war ihr klar geworden, dass sie als Künstlerin in Sachsen schlechte Karten hat. Sie hatte mit selbst gemalten Bildern begonnen und drei Stück über Ebay verkauft. „Da entschloss ich mich, Nägel mit Köpfen zu machen und in die Selbstständigkeit zu gehen. Ich brauche die Freiheit, um meine künstlerische Ader auszuleben“, erzählt die heute 35-jährige Geschäftsführerin.
Bilder halten ein Leben lang
Sie begann in einer gepachteten Scheune, wurde Stammkunde in einem Baumarkt und begann eigene Keilrahmen für ihre Leinwandbilder zu bauen, die sie noch per Hand malte. Die erste größere Investition war ein sogenannter Großformatplotter für 5000 DM. Auf dem Drucker entstanden die ersten Kunstdrucke, die bald die Gemälde ablösten. „Aber es dauerte, sich am Markt durchzusetzen“, sagt Kolibius-König, die im Oktober 2009 ihren ersten Mitarbeiter einstellte.
Heute verlassen 600 bis 700 Bilder im Monat die Produktionsetage in der früheren Strumpffabrik in Geyer. In die moderne Drucktechnik wurden rund 250 000 Euro investiert. Mit natürlichen Pigmentfarben wird höchste optische Brillanz und eine fotorealistische Qualität erreicht. Die Farbskala ist extrem umfangreich, und die Bilder sind im Innenbereich bis zu 75 Jahre gegen UV-Licht widerstandsfähig. „Da gibt es keine Kompromisse. Alle unsere Produkte werden ausschließlich in unserer Manufaktur gedruckt“, sagt die Geschäftsführerin. Zu einem Verkaufsschlager entwickelten sich die großen Weltkarten mit einem Korkuntergrund. „Die sind ein schönes Geschenk für Freunde, die viel reisen“, erklärt die Kunstunternehmerin. Mit kleinen Pins können die Reiseziele auf der großformatigen Karte markiert werden. Die Weltkarten werden wegen der internationalen Kundschaft in vielen verschiedenen Sprachen angeboten. Vor allem in Frankreich gibt es eine große Fangemeinde, sagt Kolibius-König.
Eine eigene kleine Grafikabteilung entwickelt die dekorativen Bilder. Allein in diesem Jahr wurden 70 neue Motive in das umfangreiche Programm aufgenommen, das hauptsächlich über die eigene Webseite (www.lanakk.com) und Amazon verkauft wird. Aber auch einige Wiederverkäufer gibt es. So interessieren sich immer mehr Möbelhändler für die Bilder, weil sie die Wohnausstattung dekorativ komplementieren. In vielen Reisebüros hängen Motive, um Lust auf einsame Strände und herrliche Berglandschaften zu machen. Auch eine Buchhandlung in der Schweiz ordert Bilder zum Weiterverkauf.
„Wir haben einen eigenen Stil und sehen Erfolgsmenschen als unsere Zielgruppe“, sagt die Unternehmerin. Es gehe um schöne Dinge, die auch schon mal etwas mehr kosten dürfen. „Design ist unser Leben“, erklärt sie. Dazu gehöre auch, dass die Produkte nachhaltig sind und die Lieferanten aus der Region kommen. „Kunst ist für den Menschen da“, meint Kolibiu-König. Für sie müsse jedes Bild die Fähigkeit haben, seine Umgebung zu erfreuen – und zwar immer wieder und immer wieder anders. Ihre Vision als Künstlerin setzt die Designerin in Bildmotive um. Heute sind bereits mehr als die Hälfte aller Leinwandmotive komplett von der eignen Mannschaft fotografiert oder designt.
Millionengrenze wieder als Ziel
Für das nächste Jahr hat sich Kathleen Kolibius-König viel vorgenommen. „Wir wollen uns 2019 im stationären Fachhandel etablieren“, erklärt sie den nächsten wichtigen Schritt für das Unternehmen, um den Umsatz weiter zu steigern. In diesem Jahr erwirtschaftet Lana KK einen Umsatz von rund 720.000 Euro. Die Millionengrenze, die 2016 durch eine Partnerschaft als Lieferant für Amazon erreicht wurde, hat die Design-Unternehmerin wieder fest im Visier. Die Zusammenarbeit mit Amazon erwies sich als nicht nachhaltig. „Wir hatten zu unterschiedliche Zielgruppen und stehen für Perfektion in Qualität“, erklärt die Geschäftsführerin, die sich 2017 wieder von dem Online-Händler trennte. Weil Amazon allerdings für rund 60 Prozent des Umsatzes sorgte, musste das ganze Unternehmen wieder neu auf Kurs gebracht werden. Zu ihren Erfolgsrezepten zählt die Erzgebirgerin die Wertschätzung für ihre Mitarbeiter. „Wir finden, dass man sich Vertrauen nicht verdienen muss. Wir schenken es unseren Mitarbeitenden und Teamkollegen“, so steht es in der Unternehmensbroschüre. „Wir schauen nach dem Potenzial der Menschen und suchen nach Talenten. Bei uns haben auch Seiteneinsteiger eine Chance“, sagt Kolibius-König, die davon ausgeht, dass Verantwortung, Solidarität, gegenseitige Hilfe und Selbstständigkeit die Motivation fördern. „Die ständige Bereitschaft, für unsere Kunden besser zu werden, gehört bei Lana KK ganz selbstverständlich dazu“, sagt die 35-jährige Unternehmerin.
Text: Christoph Ulrich
Foto: Uwe Mann