Vor sechs Jahren hat Max Grünwoldt eine Logistikfirma für zeitkritische Fracht gegründet. Das Leipziger Unternehmen startete prächtig durch und will weiter wachsen. Deshalb wurde der Gründer der KLG24 Logistik GmbH für Sachsens Unternehmerpreis nominiert – in der Kategorie Bestes Start-up.
Leipziger Logistiker spielt rund um die Welt Feuerwehr
Die „24“ im Firmennamen ist mit Bedacht gewählt. „24 steht für ,Rund um die Uhr erreichbar’. Und das sieben Tage die Woche“, sagt Max Grünwoldt. Der Gründer und operative Leiter der Leipziger KLG24 Logistik GmbH hat während unseres Gesprächs sein Diensthandy immer im Blick. „Gerade zur Weihnachtszeit“, erklärt er, „geht hier die Post ab.“ Schnelligkeit ist das Markenzeichen seines Geschäfts.
Anders als gängige Logistikunternehmen, befördern die Leipziger Spezialisten zeitkritische Sendungen in kürzester Zeit von A nach B. Das könne alles sein, sagt der Gründer. Hochwertige Möbel, wichtige Ersatzteile oder ganze Komponenten für die Automobilindustrie, Blutkonserven, hochwertige Pharmazeutika, Schmuck oder auch nur ein Dokument oder Stick mit wichtigen Daten darauf.
Medizingüter für Klinik in Mazedonien
Zu den jüngsten Herausforderungen gehört der Transport dringend benötigter medizinischer Güter aus den USA für eine Klinik bei Skopje in Mazedonien. Grünwoldts Mitarbeiter suchten die schnellste Flugverbindung zu einem europäischen Drehkreuz. Das war Prag. Parallel liefen die Vorbereitungen für eine reibungslose Zollabwicklung, wurde ein Fahrzeug für temperaturgeführte Transporte von Pharmaprodukten gechartert, sodass die Ware in der vereinbarten Frist und ohne Unterbrechung der Kühlkette Skopje erreichte.
Hauruck-Aktionen wie diese sind nicht die Ausnahme, sondern Alltag bei der KLG24 Logistik GmbH. „Wir sind kein klassischer Logistiker. Unsere Kunden kommen oft fünf Minuten vor der Angst zu uns. Dann suchen wir nach einer Lösung.“ Notfälle, Engpässe, Lieferverzug – die Leipziger finden einen Weg. Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sei, was die Kunden wollen. Denn wenn ihre Ware nicht rechtzeitig das Ziel erreicht, geht das richtig ins Geld.
2016 hat der damals 20-Jährige die Firma zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern gegründet. 28 Beschäftigte sind heute an Bord. Der Jahresumsatz kletterte von anfangs wenigen Tausend auf heute rund drei Millionen Euro. Ein Bilderbuchstart. Den Erfolg verdanke die Firma ihrer absoluten Zuverlässigkeit, erklärt Grünwoldt. „Und unseren Mitarbeitern. Sie suchen und finden Lösungen, wo andere kapitulieren.“
Autoteile im Passagierflieger nach Südafrika
Transportiert wird alles, was der Kunde will. Sind die Fahrzeuge des eigenen Fuhrparks nicht in der Nähe des Kunden, chartert man Transporter, Sattelzüge oder ganze Flotten. Wenn es gar nicht anders geht auch Flugzeuge. Tonnenschwere Pumpensysteme eines namhaften Herstellers wurden so zuletzt nach Mexiko befördert.
Zu den spektakulären Aktionen der vergangenen Jahre gehörte der Transport dringend benötigter Autoersatzteile nach Johannesburg. Ohne die Teile hätten in dem Werk in Südafrika über 100 Fahrzeuge eines Auslaufmodells nicht mehr gebaut werden können. Ein Frachtflieger stand nicht zur Verfügung, deshalb verluden Grünwoldt und 20 Kuriere die Teile auf Kleintransporter, fuhren damit zum Flughafen Amsterdam und flogen per Linienflug mit der Fracht an Bord nach Südafrika. „Und das mehrfach“, sagt er. Die Fahrzeuge konnten so fertiggestellt werden.
Max Grünwoldt sprüht vor Leidenschaft, wenn er von diesen geglückten Aktionen erzählt. „Wir spielen jeden Tag Feuerwehr und das gern“, sagt er. Dem Zufall überlasse man dabei nichts. Ist ein Teil des Teams auf dem Weg zum Kunden, arbeitet ein anderer im Hintergrund, sucht den kürzesten Fahrtweg, kontaktiert die Zollbehörden, kümmert sich um notwendige Dokumente.
In der Freizeit pfeift er auf dem Fußballplatz
Jeden Tag neue Herausforderungen, jeden Tag schnell entscheiden. Grünwoldt liebt das. Auch in seiner Freizeit. Da steht der Fußballfan auf dem Platz und pfeift Spiele der Verbandsliga Sachsen-Anhalt. In Sekundenschnelle muss er entscheiden: Foul oder nicht, Abseits oder Tor.
Wie im Fußball, sagt der junge Mann, zählt auch in der Wirtschaft Teamgeist. „Die Mannschaft ist der Star.“ Und das scheint nicht nur dahingesagt. Denn den Beschäftigten zuliebe gibt es neben Leipzig zwei Standorte in Köln/Bonn und Halberstadt. Kaum zu glauben: Aber die Filialen dort hat Grünwoldt nicht aufgebaut, um näher am Kunden zu sein, wie man vermuten könnte. Sondern um seinen Beschäftigten den Umzug nach Leipzig beziehungsweise das tägliche Pendeln zu ersparen. „Gute Mitarbeiter zu finden ist wie ein Fünfer im Lotto“, sagt der Unternehmenslenker. In Köln und Halberstadt war ihm das Lottoglück offenbar hold.
Und was zeichnet eine gute Mitarbeiterin oder einen guten Mitarbeiter aus? Eine kaufmännische Ausbildung vorausgesetzt, sollte er oder sie flexibel denken und gut beraten können. „Schema F funktioniert bei uns nicht. Jede Anfrage ist individuell und erfordert auch solche Lösungen. Und zwar von jetzt auf gleich.“
Mit dem Vater an der Seite zur eigenen Firma
Gelernt hat der gebürtige Dessauer Speditionskaufmann im Folienwerk in Weißandt-Gölzau in Sachsen-Anhalt, schloss die Lehre dank guter Leistungen vorzeitig ab. Danach arbeitete er bei Speditionen in Leipzig. Doch schnell merkte der junge Mann, dass es schwer ist, in großen Unternehmen eigene Ideen zu haben und sie umzusetzen. Sein Vater Steffen Grünwoldt sah das genauso und unterstützte seinen Sohn bei der Firmengründung. Während der Senior den Geschäftsführerposten innehat, führt Junior Max das operative Geschäft.
„Eine Welt ohne Handel ist heute kaum noch vorstellbar“, sagt der 26-Jähige. Die Logistikbranche boome. Der Welthandel habe in den vergangenen Jahrzehnten ein stärkeres Wachstum hingelegt als die Weltproduktion. Als Beispiel führt er die Autoindustrie an. Sie sei Vorreiter in vielen Dingen. Notwendige Bauteile kommen heute von Zulieferern aus der ganzen Welt und müssen vor Ort sein, wenn sie gebraucht werden. Das setzt zuverlässige Lieferketten voraus. „So perfekt jedes System auch ist – mit Zunahme der Warenströme nehmen auch die Probleme entlang der Lieferketten zu. Hier kommen wir ins Spiel.“
Neuer Firmensitz wird in Radefeld sein
Diese Überlegungen gingen der Firmengründung voraus, sagt er. Dennoch wollte er nicht irgendein weiteres Transportunternehmen an den Markt bringen, sondern etwas, „worauf Kunden täglich zugreifen können, aber wissen, dass sie in guten Händen sind. Etwas Exklusives.“
Obwohl es zahlreiche Mitwettbewerber gibt, zeigt das rasante Wachstum der KLG24 Logistik GmbH, dass der Jungunternehmer auf das richtige Pferd gesetzt hat. In Zeiten von Corona, der Havarie im Suezkanal, knappen Containern und fehlenden Lkw-Fahrern sind die Dienstleistungen der Leipziger gefragter denn je.
Um weiter wachsen zu können, hat die Firma in Radefeld vor den Toren Leipzig ein Grundstück direkt an der Autobahn 14 erworben. Neben Büros und Stellflächen für den Fuhrpark plant der Firmenchef auch den Bau einer Lagerhalle. Was er damit genau vorhat, lässt er offen. Zeitkritische Fracht muss eigentlich nicht zwischengelagert werden. Ein neuer Geschäftsbereich? Max Grünwoldt zieht die Schultern hoch. „Mal sehen.“ Sprechen will er über Ideen erst, wenn daraus Greifbares geworden ist.
Text: Andreas Dunte
Foto: