Carmen Ahnert, Geschäftsführerin von CPT: Die morgendliche Arbeitsbesprechung zwischen den Mitarbeitern am Stehtisch ist ein tägliches Ritual.
Bei CPT Präzisionstechnik in Chemnitz wird Teamwork großgeschrieben. Nur so wird höchste Qualität möglich. Und für die Chefin der Unternehmerpreis?
Er ist klein und unscheinbar, hält jedoch den Rekord für den schnellsten Flügelschlag und besitzt mit seinem hauchdünnen, spitzen Schnabel über ein einzigartiges Präzisionswerkzeug: Der Kolibri ist ein Wunder der Natur und seit 2010 das Symbol für den Markenauftritt der CPT Präzisionstechnik GmbH in Chemnitz. Als Markenbotschafter passt der kleine Vogel gut zur Philosophie des vor 25 Jahren gegründeten Unternehmens. Die beschreibt Carmen Ahnert kurz und knapp mit drei Worten: „Kleiner, feiner, reiner.“
Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von präzisen Teilen in kleiner Serie sowie den Prototypenbau spezialisiert. „Von dem margenschwachen Großseriengeschäft mit der Automobilindustrie haben wir uns weitgehend verabschiedet“, erklärt die geschäftsführende Gesellschafterin. Heute kommen die Kunden aus dem Messgerätebau, der Medizintechnik, der Raumund Luftfahrt oder der Sensorik. Rund 7 000 unterschiedliche Teile werden produziert. Verarbeitet werden Edelstahl, Titan und weitere schwer zerspanbare Werkstoffe. CPT dreht und fräst bis zu hohen Genauigkeitsklassen und bewegt sich damit schon im sehr eng eingegrenzten Mikrometerbereich. Zudem können Prototypen per 3D-Präzisionsdruck hergestellt werden. „Wir arbeiten mit Materialien, die nicht jeder bearbeiten kann“, versichert Ahnert.
Herzstück der Produktionshalle mit 30 Maschinen ist das „Grüne Gewölbe“. So heißt im internen Sprachgebrauch das Mess- und Prüfzentrum des Unternehmens, das sich mit grünen Wänden von seiner Umgebung abhebt. Dort wird sichergestellt, dass auch kleinste Teile, bei denen es teils auf Genauigkeit im Tausendstel-Millimeterbereich ankommt, präzise produziert werden. „Wir setzen vor allem auf Qualität. Ohne eine präzise Vermessung verlässt kein Teil unsere Produktionshalle“, erklärt Ahnert die Fertigungsphilosophie bei der Herstellung von Kleinstkomponenten. In die moderne Produktionshalle, die mit einem energetischen Gesamtkonzept eine umweltschonende Fertigung ermöglicht, wurden 2011 knapp vier Millionen Euro investiert.
Die Nachfolge ist auch schon geklärt
Die neue Produktionshalle war kaum in Betrieb, da gewann CPT den zweiten Preis im bundesweiten Wettbewerb „Grünes Haus 2012 – Industrie und Gewerbe“ des Instituts für angewandte Energieeffizienz. Im nächsten Jahr steht ein weiteres Investitionsprogramm an. Rund eine Million Euro sollen in Messtechnik und neue Maschinen investiert werden. „Das ist für uns kein Pappenstiel“, meint Ahnert, „aber wir sind immer offen für neue Technologien.“
Doch nicht nur die technischen Voraussetzungen sind für eine präzise Produktion wichtig. Für CPT-Chefin Ahnert zählt vor allem der Mannschaftsgedanke. „Jeder unseres Teams ist wichtig“, sagt die Geschäftsführerin. Höchste Qualität könne nur entstehen, wenn Teamwork aktiv gelebt werde. Die Mannschaft mit 70 Mitarbeitern ist in Prozessgruppen organisiert. Jeden Morgen treffen sich die Teamleiter an einem großen Stehtisch, um die Tagesaufgaben zu besprechen. Der Teamgedanke spielt auch vor dem Werkstor bei Sportevents und gemeinsamen Ausflügen noch eine große Rolle.
Um für das kontinuierliche Wachstum auch die nötigen Fachkräfte zu bekommen, bildet CPT in einer eigenen Lehrwerkstatt mit einem Lehrausbilder aus. „Die jungen Leute müssen gut werden, deshalb setzen wir auf intensive Einzelbetreuung“, sagt die CPT-Chefin Ahnert. Derzeit lernen acht Auszubildende das industrielle Handwerk der präzisen Metallbearbeitung.
Das Unternehmen CPT wurde 1992 als Firmenausgründung aus dem technischen Bereich des Forschungsinstituts für Textiltechnologie in Chemnitz aus der Taufe gehoben. Damals begann CPT mit fünf CNC-Drehmaschinen und einem Fräszentrum. Elf Mitarbeiter waren beim Start an Bord. 1996 baut CPT den Bereich Forschung und Entwicklung auf und übernimmt die MBC Metallbearbeitungscenter GmbH. 2011 zieht das Unternehmen in die neue Produktionshalle mit 3 300 Quadratmeter Fläche. CPT ist über die Jahre kontinuierlich gewachsen und erreicht in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro, gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um rund 25 Prozent. Ob dieses Wachstumstempo gehalten werden kann, da ist CPT-Chefin Ahnert skeptisch: „Wir müssen mit unseren Kunden wachsen, da sind nicht immer so große Sprünge drin.“ Das Chemnitzer Unternehmen ist in vielen Branchen breit aufgestellt und hat weltweit Kunden. Rund 35 Prozent des Umsatzes werden im Export erwirtschaftet.
Auf die Zukunft bereitet sich das Unternehmen akribisch vor. So steht die zukunftsweisende Vernetzung zwischen Mensch und Maschine im Mittelpunkt eines Forschungsprojektes mit insgesamt zwölf Projektpartnern, darunter die Universität Karlsruhe und ein Fraunhofer Institut. Mit der TU Chemnitz wird zusammen an modernen Härte- und Metalldruckverfahren geforscht. „Stillstand gibt es bei uns nicht“, versichert Michael Lammich, Projektingenieur für Forschung und Entwicklung. „Wir wollen schließlich auch in zehn Jahren noch an diesem Standort produzieren“, sagt CPT-Chefin Ahnert, die auch die Nachfolge für das Unternehmen bereits im Blick hat. Ihre Tochter Nicole arbeitet nach ein paar Jahren internationaler Berufserfahrung bereits als Prokuristin im Unternehmen.
Fotos: Toni Söll
Text: Christoph Ulrich