Neben zahlreichen Logistikhallen, Einkaufsmärkten und Sporthallen kann das in Tautenhain im Landkreis Leipzig angesiedelte Unternehmen auch auf außergewöhnliche Referenzobjekte verweisen wie auf Dächer von Kirchen oder denen des Leipziger und auch des Erfurter Elefantenhauses. Besonders stolz ist Firmenchef Peter Hennemann auf die Konstruktion der Radrennbahn im portugiesischen Sangalhos nahe Porto. Für den imposanten ellipsenförmigen Bau montierten die Tautenhainer Fachwerkträger mit einer Spannweite von bis zu 80 Metern und einem Gewicht von 30 Tonnen.
Montagen machen 90 Prozent des Firmenumsatzes aus
„Die Planung der Leimholzkonstruktionen liegt nicht in unserer Hand“, sagt der 62-Jährige. Und auch nicht die Fertigung der aus Leimholzbindern bestehenden Dachelemente. „Wir sind nur die, die die Konstruktionen montieren.“ Was auf den ersten Blick relativierend klingt, hat für den Zimmermann einen großen Nutzen. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir richtig gut können – und machen uns so zum unentbehrlichen Partner für die Leimholzindustrie.“
Mit Erfolg. Heute erwirtschaftet Hennemann Holzbau 90 Prozent des Umsatzes, der jährlich bei rund zwei Millionen Euro liegt, durch derartige Montagen. Bei den restlichen zehn Prozent liegen Planung und Fertigung der Dachstühle in den eigenen Händen. Als die Materialpreise für Bauholz durch die Decke gingen, mussten sich die Tautenhainer bei ihren Großaufträgen keine Gedanken machen.
Anders bei den Dachstühlen für private Hausbauer oder kleine und mittelständische Baufirmen im Leipziger Südraum. Konstruktionsvollholz, also veredeltes, standardisiertes Bauholz, kostete plötzlich das Doppelte bis Dreifache. „Ich konnte doch nicht 5000 bis 6000 Euro mehr verlangen als kalkuliert“, so der gebürtige Geithainer. Kurzerhand orderte er bei einem sächsischen Lieferanten, mit dem er seit Jahren zusammenarbeitet, Rohholz und ließ es in der Firma selbst bearbeiten. So konnte er den Preis halten. Mittlerweile habe sich die Materialsituation etwas entspannt.
Während viele andere klagen, nennt der Unternehmer die jüngsten drei vier Jahre die besten in der Firmengeschichte. An Aufträgen mangele es nicht. Fuhr man noch vor Jahren zu Baustellen ins Ausland, etwa nach Italien, Ägypten, Rumänien, Frankreich oder Serbien, realisiere man heute fast ausschließlich Projekte zwischen Bodensee und Rügen. Anfragen gebe es von überall her. „Wir könnten mehr machen. Uns fehlen aber die Mitarbeiter“, sagt fast resignierend Ehefrau Kathrin, die in der Firma seit 30 Jahren für die Buchführung zuständig ist.
15 feste Beschäftigte haben die Hennemanns heute. Es waren schon mehr als 20. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1992. Peter Hennemann hat Ingenieur für Rohholz- und Holzwerkstoffverarbeitung studiert. Im Sägewerk, in dem er gelernt hatte, versuchte man nach der Wende Dachstühle zu bauen, was aber keine Zukunft hatte. Peter Hennemann sah hier hingegen viel Potenzial und machte sich selbstständig. Fünf Leute aus dem Sägewerk folgten ihm, plus seiner Frau, die studierte Binnenhandelsökonomin ist, also Betriebswirtin. Bereut habe man diesen Schritt nie.
Das Unternehmen zu finden, ist nicht schwer. Eigentlich muss man sich nur an den fünf Windrädern orientieren, die auf einem Hügel am Firmensitz stehen. „Drei gehören mir, zwei meiner Frau“, sagt der Firmenchef. Und fügt hinzu: „Als wir das erste Windrad Mitte der 1990er Jahre errichtet haben, hat man uns nur belächelt. Das ist nicht erst seit den gestiegenen Energiepreisen komplett anders.“
Die Hennemanns waren eine der ersten im Großraum zwischen Leipzig und Chemnitz, die auf alternative Energieerzeugung gesetzt haben. Als eines der Windräder brannte, verzagte man nicht und baute es wieder auf. Neben dem Windpark betreibt die Firma heute auch eine Photovoltaikanlage auf den Dächern des Firmenareals, eines ehemaligen Rinderstalls. Und hat damit nicht nur kostengünstigen Strom für die Firma. Hennemann greift zum Taschenrechner und tippt. „Der Jahresertrag der fünf Windkraftanlagen reicht für rund 1200 Haushalte.“
Auch beim Aufbau der Firma hatte das Unternehmerpaar ein glückliches Händchen. „Wir haben früh in einen eigenen Autokran investiert, um uns unabhängig von Verleihfirmen zu machen.“ Drei Autokräne, die zwischen 30 und 70 Tonnen Lasten heben können, eigene Arbeitsbühnen und Transporttechnik – das alles nennt die Firma heute ihr Eigen. So kann sie alle Leistungen ohne Subunternehmen erledigen. Das sorgt für Flexibilität und hat sich bei Architekturbüros und Planern schnell herumgesprochen.
Hennemann Holzbau steht heute auf sicheren Füßen, heißt es bei Creditreform. Die renommierte Wirtschaftsauskunftei bescheinigt dem Unternehmen eine besondere wirtschaftliche Stabilität und nennt es einen würdigen Kandidaten für den sächsischen Unternehmerpreis. Der Spezialbetrieb gehöre zu den zwei Prozent der deutschen Unternehmen, die eine außergewöhnlich gute Bonität und solide Finanzkraft vorweisen können.
Schon wegen der angespannten Fachkräftesituation ist der Blick in die Zukunft für Peter und Kathrin Hennemann aber alles andere als sorgenfrei. Größtes Problem ist der Nachwuchs. Es sei schwer Fachkräfte zu finden. Auf Montage fahren, die ganze Woche weg sein von Familie und Freunden, das sei nicht jedermanns Sache.
Trotz guter Bezahlung sind Mitarbeiter schwer zu finden
„Dabei zahlen wir wirklich gut“, sagt Hennemann, der das Unternehmen inzwischen mit Mit-Geschäftsführer Alexander Krause leitet. Aktuell pausiert auch die Ausbildung des Berufsnachwuchses. Die Suche nach geeigneten Kandidaten stellte Hennemann nach Misserfolgen zumindest vorerst ein. Von denen, die bei ihm über die Jahrzehnte Zimmermann lernten, blieben nur wenige. Unter ihnen ist Alexander Krause. Der 44-Jährige steht für einen Generationswechsel, der vorbereitet sein muss, auch wenn Peter Hennemann mitnichten an den Ruhestand denkt.
Krause strahlt wie sein Chef eine gewisse Ruhe aus. Er wolle erneut Anzeigen schalten, um Fachkräfte zu gewinnen. Gesucht werden Zimmerer und Monteure. Während er das sagt, krault er einen schwarzen Kater, der es sich auf seinem Schreibtisch bequem gemacht hat. „Der ist uns zugelaufen und fühlt sich hier richtig wohl. So schlecht kann es bei uns nicht sein.“