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Der Wachstumsstratege

 

Sachsens Unternehmer des Jahres: Der Wirtschaftsingenieur Swen Schindler hat aus der Instandhaltungsfirma seines Vaters innerhalb eines Jahrzehnts eine Firmengruppe geformt. Er ist deshalb ein Kandidat für den Unternehmerpreis.

Zwickau/Chemnitz. Nach zehn Jahren im IT-Beratungsgeschäft wechselte Swen Schindler (51) in die Geschäftsführung der WIN Wartung und Instandhaltung GmbH in Zwickau. Das war 2014. Das 1993 von seinem Vater Thomas Schindler gegründete Unternehmen beschäftigte zu diesem Zeitpunkt bereits 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch der Wirtschaftsingenieur trat die Nachfolge mit dem Ziel an, einen soliden Player als Industriedienstleister in Sachsen und Thüringen aufzubauen. »Ich wollte die Firma schon ein bisschen hochskalieren«, sagt Schindler im Rückblick.

Knapp ein Jahrzehnt später ist er damit ein ganzes Stück vorangekommen. 2015 wurde ein neuer Geschäftsbereich für die Chemieindustrie aufgebaut. 2016 übernahm WIN die Firma Zeiner im thüringischen Greiz, die sich auf die mechanische Fertigung von Spezialteilen spezialisiert hatte. Ein Jahr später erfolgten die Übernahmen der Firma Andreas Brock Feinmechanikerhandwerk (Greiz) und der Firma Kettentechnik Fiedler aus St. Egidien (Hohenstein-Ernstthal). 2018 kam der Zwickauer Verpackungsgroßhandel Tynior dazu, 2020 die Firma Tetzner Maschinenbau in Meerane. Anfang 2023 übernahm Schindler das Geschäft der insolventen Firma Michael Knoll Präzisionsdrehteile in Meerane und gründete die WIN CNC GmbH in Meerane.

Die im Februar vergangenen Jahres gegründete WIN Service GmbH in Chemnitz hat das Geschäftsfeld des Industriedienstleisters um die Bereiche Profilbau und Stahlbau erweitert. Diese Geschäftsfelder wurden von zwei weltweit agierenden Industriedienstleistern übernommen. In der rund 3000 Quadratmeter großen Werkhalle können auch größere Projekte abgewickelt werden. »Wir hatten einen guten Start, weil wir einen Großauftrag eines Stahlherstellers gewinnen konnten«, erklärt Schindler. Der Auftrag über Wagenkästen für Schienenfahrzeuge hat ein Volumen von einer halben Million Euro.

Mit den Zukäufen ist der Dienstleister für Wartung und Instandhaltung auf rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an elf Standorten in Sachsen und Thüringen gewachsen. Der Umsatz erreichte vergangenes Jahr rund 10 Millionen Euro (2022: 8,7 Millionen Euro). Doch das soll nicht der Endpunkt sein. »Wir wollen weiter wachsen. Wir schauen schon danach, wo Chancen entstehen. Dort steigen wir ein. Dazu haben wir auch den finanziellen Spielraum«, versichert der WIN-Geschäftsführer. Die Zeit dafür sei günstig. Viele nach der Wende gegründete Firmen würden keinen Nachfolger finden und oft fühlten sich kleinere Handwerksbetriebe von der Bürokratie überfordert, so Schindler. »Unsere Strategie ist es, regionale Standorte zu erhalten und auch die Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen«, sagt der WIN-Chef.

 

Bericht: Steffen Hengst

Um die einzelnen Standorte von Standardprozessen und Verwaltungsaufgaben zu entlasten, wurde im vergangenen Jahr die WIN Holding GmbH in Zwickau gegründet. »Es geht darum, mit unseren Teams nah bei den Kunden zu bleiben«, erklärt Schindler diesen Schritt. Bei Wartung- und Instandhaltung komme es oft auf eine schnelle und flexible Reaktion an. Instandhaltung sei sehr zyklisch und die Kapazität in den Unternehmen oft schwer zu planen. »Deshalb haben wir für unsere Kunden so eine Art Pufferfunktion. Wir können schnell einspringen, wenn jemand wegen Krankheit oder Elternzeit ausfällt«, erklärt Schindler den WIN-Service.

Das Angebot des Unternehmens ist breit gefächert. Neben der neu hinzugekommenen Aluminium-Profiltechnik und dem Stahlbau ist vor allem die eigene CNC-Fertigung ein Wettbewerbsvorteil. »Mit unserer eigenen mechanischen Fertigung können wir schnell Ersatzteile fertigen, die sonst vielleicht lange Lieferzeiten hätten«, sagt der WIN-Geschäftsführer. Zu den Kunden gehören unter anderem Unternehmen wie Volkswagen, Porsche, Siemens, Knauf, der Batteriehersteller Clarios und sächsische Maschinenbauer.

Trotz des Wachstums des Unternehmens geht es Swen Schindler darum, den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern zu behalten. »Jeder kann mit seinem Problem zu mir kommen, dann finden wir auch eine Lösung«, so der WIN-Chef, der auch von seinen Standortleitern einen offenen Führungsstil erwartet. Mitarbeiter könne man heute nur halten, wenn es einen fairen Lohn und ein gutes Klima in der Firma gebe, so Schindler.

Der Wirtschaftspreis »Sachsens Unternehmer des Jahres 2024« und der Gründerpreis »Sachsen gründet – Start-up 2024« sind eine Initiative der »Sächsischen Zeitung«, der »Freien Presse«, der »Leipziger Volkszeitung« und des MDR sowie von VW Sachsen, der Beratungsgesellschaft Schneider + Partner, der LBBW, der Gesundheitskasse AOK Plus und »So geht sächsisch«.

Von Christoph Ulrich
Foto: Uwe Mann

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