Frank Jann ist die Art Chef, wie er ihn sich für sich selbst gewünscht hätte.
Der Eismann mit dem warmen Herzen
Frank Jann punktet mit seinem Vertrieb von Kühlgeräten und Eislaufbahnen auch international. Und er hat ein Gespür für Mitarbeiter.
Viele Jahre war Frank Jann im Außendienst tätig. Der Ingenieur vertrieb Heizungen und Klimaanlagen, auch Eisbahnen gehörten zu seinem Produktportfolio. Dabei hat der gebürtige Heringsdorfer, der in Görlitz aufwuchs und 1984 in die Region Leipzig kam, um einen Job in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Kletzen anzunehmen, mit seinen Arbeitgebern nach der Wende nicht nur gute Erfahrungen gemacht.
Jann erinnert sich noch sehr genau, wie knauserig so manche Firma mit den Spesen war. Einmal habe er mitgeholfen, in Hamburg eine Eisbahn aufzubauen. Alle zwei Stunden musste nachgeschaut werden, ob die Anlage auch richtig funktionierte. Direkt neben der Bahn war ein Hotel - doch die Übernachtungskosten überstiegen den genehmigten Etat um 20 Euro. Dass dann Fahrtkosten anfielen für die permanenten Wege zwischen der weiter entfernten Herberge und der Bahn, interessierte offenbar nicht. Das Motto des Unternehmens war wohl: Es wird gespart, koste es, was es wolle.
Später bekam der Vertriebler einen Vorgesetzten, „der Ossi-Hasser war“. Jann zog nach kurzer Zeit die Konsequenzen - kündigte und gründete 2014 im Alter von 49 Jahren im Krostitzer Ortsteil Zschölkau die kW-Rent GmbH. Der Betrieb vermietet und verkauft Klimageräte, Kaltwassersätze sowie Warmwasser- und Warmluft heizungen. Auch im Geschäft mit Eisbahnen mischt er munter mit. Der Sprung in die Selbstständigkeit erfolgte auch deshalb, weil es damals schwierig war, als älterer Außendienstler zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln. „Da sind jüngere Leutegefragt gewesen.“
Er schwor sich, Konsequenzen aus seinen negativen Erfahrungen zu ziehen und besser mit seinen heute drei Mitarbeitern umzugehen. Selbstredend, sagt Jann, zahle er ein „ordentliches Gehalt“. Obendrein gebe es jeweils einen Monatslohn als Weihnachts- und als Urlaubsgeld, hochwertige Arbeitskleidung verstehe sich von selbst. Eine monatliche Sachzulage von 50 Euro ergänze das Finanzielle. Da seine Beschäfttigten bundesweit unterwegs sind, legt Jann Wert auf vernünftige Firmenfahrzeuge. „Damit nach einer langen Tour der Rücken nicht wehtut.“ Und auf diesen Dienstreisen „übernehme ich sämtliche Kosten“ Angefangen bei einer ordentlichen Unterkunft bis zur Verpflegung. Wenn auf der Quittung des Abendessens zwei Bier stehen, „dann ersetze ich das ebenfalls“. Weihnachtsfeiern mit den Familienangehörigen - und auch ein spontaner Grillabend gehören für Jann zur Selbstverständlichkeit. Der Clou: Der Chef hat jedem seiner Beschäftigten kürzlich ein E-Bike spendiert. Die Modellauswahl war dem Nutzer überlassen, als Preisgrenze waren 3.000 Euro vorgegeben.
Seine Großzügigkeit kann Jann sich leisten. „Die Geschäfte gehen gut, wir wachsen“, berichtet er. Und das, obwohl er, bedingt durch die Corona-Pandemie, schon im zweiten Jahr in Folge kaum Eisbahnen vermietet hat. Ein Blick auf den Betriebshof bestätigt die Aussage. Üblicherweise ist im Winter dort kaum ein Durchkommen, weil die Maschinen dicht an dicht stehen. Diesmal ist massenhaft Platz vorhanden. „Ein ungewohntes, aber schönes Bild“, sagt Jann schmunzelnd. Das Unternehmen kW-Rent erzielte 2021 einen Umsatz von gut 1,2 Millionen Euro. Pro Kopf sind das also 300.000 Euro. Ein respektabler Wert. Er entspricht ungefähr der Größenordnung, die jeder VW-Beschäftigte erwirtschaftet.
Der Start des Betriebes erfolgte nicht wie bei Bill Gates in der Garage, sondern unterm Carport. Dort war die erste Maschine eingelagert. Jann fing an, Firmen anzurufen und nach Aufträgen zu fragen. Die erste große Order kam dabei aus Tschechien. Das Geschäft wuchs langsam, aber kontinuierlich. Permanent schaffte Jann neue Maschinen an, legte sich als Lager zunächst ein 70 Quadratmeter großes Zelt zu, um vor fünf Jahren das Firmengebäude in Zschölkau anzumieten. Heute verfügt kW-Rent allein über 100 Kaltwassersätze. Auf Nachhaltigkeit legt der Inhaber Wert. „Unsere Maschinen sind energieeffizient, und ich achte auf möglichst geringe Lärmemissionen.“
Die Kunden sitzen hauptsächlich in Deutschland. Dazu zählen unter anderem der Backwarenproduzent Edna in Sandersdorf-Brehna, der hannoversche Reifenriese Continental AG, Schott in Jena, Bugatti in Frankreich. Aber auch europäische Länder werden mit der Dienstleistung versorgt, so die Grönländische Brauerei Qajaq. Selbst nach Urugay veräußerte Jann schon Maschinen. „Die Tätigkeit ist abwechslungsreich, nie langweilig“, sagt der Geschäftsführer, der mit einem 24/7-Stunden-Service aufwartet. „Wir lassen unsere Kunden nicht im Stich.“
Unternehmen mieten die Anlagen bei den Zschölkauern, etwa um Ausfälle von Maschinen zu überbrücken. Aber so mancher Betrieb schließt gleich längerfristige Verträge ab, weil Mieten günstiger sein kann als das Anschaffen eigener Anlagen. Der Wettbewerb in diesem Segment ist nach Janns Einschätzung knallhart. Er versucht dabei auch, mit Schnelligkeit zu punkten. „Mein Ziel ist, Anfragen innerhalb von einer Stunde zu beantworten und ein Angebot abzugeben.“ Dazu hat er auf seinem Schreibtisch gleich drei Monitore an den Computer angeschlossen: einen für E-Mails, einen fürs Internet und den dritten für Aufträge.
Mit ihren Eisbahnen waren die Nordsachsen unter anderem in Stralsund und Aachen, in Berlin und Ulm. „Dabei sind wir technischer Dienstleister. Wir bauen auf und ab und bringen auch die Schlittschuhe mit.“ Aber das Betreiben überlässt er anderen. Irgendwie logisch, dass der Mann, der mit Kälte und Wärme zu tun hat, seit einigen Jahren den Leipziger Eishockey- Drittligisten Icefighters sponsert. Zwar erhöhe das auch etwas die Firmen-Wahrnehmung, aber der Hauptgrund ist für ihn ein anderer: „Wenn es einem gut geht, sollte man auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, sagt der Eismann.
Text: Ulrich Milde
Foto: A. Kempner