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Aus der Kalten – Leipziger Kältetechnik-Firma punktet familiär und ökologisch

Die Kältepunkt Plus GmbH installiert nicht nur Kälte-, Klima- und raumlufttechnische Anlagen. Das Unternehmen denkt auch ans gute Klima in der Belegschaft, hat deshalb einen Firmensitz in nachhaltiger Holzbauweise mit einem besonderen Raumklima geschaffen. Die Leipziger Firma ist jetzt für den Preis Unternehmer des Jahres 2024 in Sachsen nominiert worden.

Leipzig. Große Glasfenster und warmes Holz. Über jede der zwei Etagen zieht sich eine Galerie. Der Firmensitz der Kältepunkt Plus GmbH könnte glatt als Hotel oder Ausstellungsgebäude durchgehen. Mitten im Gewerbegebiet Panitzsch, einem Ortsteil von Borsdorf - nahe der Großstadt Leipzig an der A 14 - gelegen - zeigt die Firma damit, dass Industriebau Funktionalität mit Charme vereinigen kann. Energiesparend ist der Bau obendrein.

Auch im Inneren wirkt alles hell und warm. Sämtliche Wände, die Säulen und die Dachträger sind aus Fichtenholz. Es riecht angenehm nach Harz. »Wir hatten schon am alten Standort unweit des Völkerschlachtdenkmals einen Anbau aus Holz mit gutem Raumklima. Das wollten wir im neuen Domizil auf keinen Fall missen«, erklärt Geschäftsführer Michael Frenzel. Gemeinsam mit André Buder führt er die Firma für Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik.

Der Holzbau in Borsdorf bietet nicht nur deutlich mehr Platz als der vorhergehende Firmensitz. Es gibt Lagerräume und eine eigene Werkstatt. »Die CO2-Bilanz ist hervorragend, außerdem sparen wir enorm Energie«, so der Firmenchef, der von den Solarpaneelen auf dem Dach, Fußbodenheizung  und Wärmepumpen berichtet. Zudem gibt es jetzt ausreichend Parkplätze für die Firmenflotte, die zu einem Großteil aus E-Autos besteht. Mit dem Umzug ins Leipziger Umland sind die Unternehmer durchaus zufrieden, wiewohl dieser nicht ganz freiwillig geschah.

Das Unternehmen ist seit rund 20 Jahren am Markt, lange Zeit als Leipziger Niederlassung des in Magdeburg beheimateten Unternehmens GKK AG. 2020 führten Michael und Sandra Frenzel (Prokuristin) die Leipziger Niederlassung in eine eigenständige Firma über und verpassten ihr den Namen Kältepunkt Plus GmbH.

»Wir sind innerhalb der Stadt Leipzig einige Male umgezogen. In der Holzhäuser Straße haben wir uns schließlich heimisch gefühlt. Bis, ja bis uns die Stadt nicht mehr haben wollte.« Mit diesen Worten begründet Geschäftsführer Frenzel die von der Verwaltung veränderte Straßenführung vor dem Firmensitz, wodurch bei der Kältepunkt Plus GmbH und bei einem benachbarten Altenheim sämtliche Parkplätze eliminiert wurden.

»Man hatte uns über das Vorhaben nicht einmal informiert, geschweige denn, dass wir unser Veto dagegen einlegen oder am Vorhaben etwas ändern konnten«, kritisiert André Buder die Entscheidungsträger im Leipziger Rathaus. »Unsere Monteure sind aber auf das Auto angewiesen. Uns blieb nur, einen neuen Standort zu suchen.«

Mit dem Wegzug verlor Leipzig nicht nur einen Steuerzahler, sondern ein »solides, finanzstarkes und auf Wachstum orientiertes Unternehmen«. So schätzt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform die Firma ein. In Deutschland verfügen etwa zwei Prozent aller Firmen über eine außergewöhnlich gute Bonität und wirtschaftliche Stabilität. Die Kältepunkt Plus GmbH gehöre dazu, so Anett Hesse, Prokuristin der Creditreform Leipzig Niedenzu KG.

Die Zahl der Beschäftigten ist in den letzten vier Jahren von 27 auf 40 und der Umsatz in zwei Jahren von knapp sieben auf jetzt zehn Millionen Euro gestiegen. Wobei Wachstum nicht das primäre Ziel der Chefs ist. »Wichtig ist uns, dass wir solide dastehen und die Kunden mit unseren Leistungen zufrieden sind«, meint Geschäftsführer Buder.

Zum Kundenstamm gehören unter anderem die Leipziger Messe, Amazon, BMW oder das Europahaus in Leipzig. Das mittelständische Unternehmen plant und entwickelt am Standort Borsdorf ferner deutschlandweit Projekte für Verwaltungen, Hotels, Restaurants, Industrie und medizinische Einrichtungen. Die Experten aus der Messestadt – als Leipziger sehen sie sich trotz des Umzugs immer noch - übernehmen Wartung und Instandhaltung von Klima- und Kälteanlagen, inspizieren Anlagen und beseitigen wenn nötig Havarien. Das Suchen nach außergewöhnlichen Lösungen gehört ebenso dazu. So konnten auf der Leipziger Messe Fireplace die Aussteller in der Halle sogar Kamine befeuern, da Frenzel & Co. die jeweiligen Stände mit einem Abzug versehen hatten.

Zum Spektrum gehören auch der Einbau von Luftentkeimungsanlagen und natürlich die Installation von Wärmepumpen. »Wir haben bei Unternehmen und in Eigenheimen schon Wärmepumpen installiert, da war vom jetzigen Hype noch nichts zu spüren«, sagt André Buder. Die Kunden wüssten seit Langem um die Vorteile der Technik. Aus seiner Sicht sei die Wärmepumpe durch die politischen Diskussionen der letzten Wochen und Monate regelrecht zerredet worden. Man müsse dem Nutzer die Entscheidung über den Einbau überlassen. »Er weiß doch ganz genau, was für ihn passt, Kosten spart und die Umwelt schont.« Michael Frenzel meint damit Technologieoffenheit statt Diktat. Und fügt an, die Wärmepumpe werde sich langfristig durchsetzen.

Die Firmeneigentümer haben zu DDR-Zeiten eine Ausbildung zum Kälte- und Klimaanlagen Monteur absolviert. Frenzel (53), gebürtiger Schkeuditzer, hat auf der Abendschule das Abi nachgeholt und an der HTWK in Leipzig ein Studium zum Energieumwelttechniker absolviert. Buder (50) kommt aus Taucha. Bevor er zu GKK AG wechselte, war er lange Jahre in der Leipziger Niederlassung des Dresdner Kühlanlagenbaus tätig.

Die Stärke ihres Unternehmens sehen die beiden Geschäftsführer in der guten Ausbildung ihrer Angestellten und im fast familiären Klima innerhalb der Belegschaft. Dass das so bleibt, dafür legen sie sich mächtig ins Zeug. Aller zwei Wochen können sich die Beschäftigten am Arbeitsplatz massieren lassen. »Der Eigenanteil beträgt fünf Euro, den Rest übernimmt die Firma. Ferner gibt es für Mitarbeiter mit Kindern einen Zuschuss zum Kindergartenplatz«, so Michael Frenzel. Um die Auswirkungen des Preisanstiegs abzufedern, zahlte man zuletzt eine Inflationsausgleichsprämie.

Dieses Engagement zahle sich aus, räumt André Buder ein. Die Fluktuation im Unternehmen sei sehr gering. Zugleich verschweigt er nicht, dass man eben erst zwei Nachwuchskräfte an den öffentlichen Dienst verloren habe.

Fachkräfte gerade in technischen Berufen sind rar. Deshalb bilde man selbst aus. Aktuell habe man fünf Lehrlinge. Ein Plus des Umzugs nach Borsdorf sei die neue Lehrwerkstatt. »Wir legen Wert darauf, dass sich unsere Azubis auch in ganz einfachen Dingen versuchen können. Viele werden heute groß, ohne richtig gewerkelt zu haben. Das ist kein Vorwurf«, sagt Geschäftsführer Frenzel. Zugleich findet sich in der Werkstatt eine Kältemaschine, an der der Nachwuchs trainieren kann. »Hier lassen sich Fehler einbauen, die gesucht und behoben werden können. Das schult ungemein.«

Stolz sind die Geschäftsführer auf einen Afghanen, der vor sechs Jahren als 16-Jähriger ins Unternehmen gekommen ist. Trotz der Schwierigkeiten im Erlernen der deutschen Sprache habe er die anspruchsvolle dreieinhalbjährige Ausbildung durchgezogen und will sich jetzt weiterbilden. Ein gutes Beispiel für Integration, so André Buder.

Wer sich bei großen Industriefirmen um Aufträge bemüht, muss heute die ESG-Kriterien (Environment, Social + Governance; zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) erfüllen. »Wir haben uns früh mit den Reportingvorschriften beschäftigt, die einer ökologischeren und sozial verantwortlicheren Wirtschaft dienen sollen«, so Frenzel. Zuletzt habe man für das Nachhaltigkeitsmanagement sogar eine Bronze-Medaille erhalten. »Nachhaltigkeit ist wichtig, allerdings sollten die Anforderungen nicht zum bürokratischen Monster verkommen«, wünscht sich die Prokuristin Sandra Frenzel. »Bei uns bindet das schon eine Arbeitskraft.« Allerdings wissen die Firmenchefs, dass es ohne ESG nicht geht.

Text: Andreas Dunte
Foto: André Kempner

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